Das, was wir normalerweise für Natur halten, ist zumeist ein Produkt konsequenter
          Kultivierung. Die Wiese, die sich sonst glatt, grün und wohlgeschoren zu Füßen
          der
          Flause
          von Franz West und Morrelets
          Sphère Trames
          erstreckt, erscheint uns
          inzwischen so selbstverständlich und natürlich wie der Park in der Stadt selbst.
          Meg Cranstons Arbeit zeigt dagegen nicht nur deutlich, dass die grüne Wiese ein
          Produkt der Domestizierung von Natur ist, sondern artikuliert gleichzeitig auch die
          latente Unbändigkeit dieser unterdrückten natürlichen Prozesse. Ihr ebenso einfaches wie kongeniales Konzept verordnet den Taten der Kultivierung während der
          Ausstellung eine radikale Denkpause und zeigt, was passiert, wenn nichts passiert:
          die Wiese, die laut ihrem Konzept dieses Jahr nicht mehr geschnitten werden darf,
          entwickelt sich vom monochromen Grün zu einer wilden Vielfalt verschiedenster
          Pflanzen, die meist unter dem Titel ,Unkraut‘ bis dato verpönt, diffamiert und weggeschnitten waren. Diese unwillkommenen Gäste im englischen Zierrasen befinden
          sich eben nichtsdestotrotz weiterhin im profunden Fundus von dessen Boden und
          verwandeln ihn in der kulturellen Denkpause flux in eine Wildwiese, die vor Artenvielfalt, Heterogenität und Blütenpracht strotzt.
          Die sich auf Dauer überbordend entwickelnde Vielfalt, die hier temporär aufkeimt
          und heutzutage als das liebliche „Natürliche“ wieder salonfähig wird, enthält auch
          eine düstere und bedrohliche Konnotation für die Kultur. Denn das kultivierende
          Werk, das nicht nur im korrekten Rasenschnitt, sondern auch in den künstlerischen Arbeiten – kultiviert im Sinne der Kulturgeschichte - erscheint, ist an eine
          dauerhafte Arbeit von Erstellung und Erhaltung geknüpft. Wie Cranstons Arbeit in
          einem ganz romantischen Sinne zeigt, wird es sofort vom natürlichen Luxus und
          dessen überbordenden Formen eingeholt, überwuchert und überschrieben, wo die
          unermüdliche Tätigkeit der menschlichen Hand einmal aufhört. 
          
        - Markus Ambach -
        ►Phase 1
          ►Phase 2.1
          ►Neue Nachbarschaften - Kunst für den Sonnenhausplatz
►Phase 3
          ►Von den Strömen der Stad
          
          ►Museum Abteiberg